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Wein- und Kulturreise
SÜDTIROL  /   ALTO ADIGE

Sonntag, 30. September bis
Mittwoch, 03. Oktober 2001

Allgemeines

Südtirol, der Paradiesgarten auf der Sonnenseite der Alpen, ein Land attraktiver Gegensätze, vom Alpenhauptkamm geschützt und vom milden Klima des Südens verwöhnt. Das Land, wo am Fusse der Dreitausender mit ihrem ewigen Eis die Magnolien blühen, die Olivenbäume wachsen und die Palmen das Paradies ankündigen. Unter den vielen Reisenden, die im Verlaufe der Geschichte auf dem Weg nach Italien im Südtirol halt machten, waren auch deutsche Kaiser und Künstler wie Dürer, Goethe und Heine. Besonders angetan haben es ihnen die reizvolle Landschaft und seine Weine. Warum sollte dies bei den Freiämter Weinfreunden anders sein ?

Die Reben sind im Südtirol schon früh heimisch geworden. Traubenkernfunde und Bronzegefässe bezeugen, dass hier schon um 1000 vor Christus Wein kultiviert wurde. Die römischen Schriftsteller Tacitus und Vergil rühmten in ihren Schriften schon den "vinum raeticum". Im Mittelalter gingen fleissige Mönche daran, die Weinkultur auszubauen und zu pflegen. Bis heute haben unzählige Generationen von Weinbauern diese Tradition fortgeführt.

Die natürlichen Gegebenheiten lassen die Reben ausgesprochen gut gedeihen. Die Böden sind oft lockerer Moränenschutt und vulkanischer Tuff, die Sonne scheint mindestens 2000 Stunden im Jahr, die Niederschläge sind gleichmässig verteilt, die Temperaturmittelwerte liegen bei 10-12°C.

In den Weinbaugebieten hat sich auch sonst stets eine blühende Kultur entwickelt: Burgen und Schlösser, mittelalterliche Städte, alte Marktflecken und stille Klöster sind selbstredende und stolze Zeugen ihrer Zeit.

Dies alles sind Ziele der Freiämter Wein- und Kulturreise 2001:

Unsere Reise

Am Sonntag, den 30. September

führt uns der Reisecar der Firma Teufer/Wohlen ab dem Kirchenplatz in Wohlen via Hirzel, einem Kaffeehalt im Bündnerland, Flüela- und Ofenpass ins Münstertal nach Müstair. Nach dem gemeinsamen viergängigen Mittagessen im Restaurant Chalavaina, eine stilgerechte Einstimmung, sind es ein paar Schritte zum karolingischen Kloster St. Johann, das 1983 in die Liste der Weltkulturgüter der UNESCO aufgenommen wurde.

Unter kundiger Führung werden wir unter anderem die Klosterkirche besichtigen können, die das weltweit umfangreichste und besterhaltene Zeugnis mittelalterlicher Sakralarchitektur mit dem grössten erhaltenen Freskenzyklus aus dem 8. und 12. Jahrhundert darstellt.

Anschliessend geht die Fahrt durchs Vintschgau, dem Obstgarten Italiens, über Meran und Bozen nach Missian. In einer richtigen Traumlage, umgeben von Wein- und Obstgärten, an einem der sonnigsten Plätze Südtirols, steht das im Jahre 1236 urkundlich erstmals erwähnte Hotel Schloss Korb. Hier traf sich der Hochadel Tirols, hier wurde Geschichte gemacht, und hier werden die Freiämter Weinfreunde für die nächsten 3 Nächte die Zimmer beziehen können.

Nach dem Zimmerbezug, der Möglichkeit etwas zu ruhen oder die Infrastruktur des Hotels auszukundschaften, laden wir Sie zum Apéro auf die Schlossterrasse ein, wo wir eine erste Kostprobe der Südtiroler Weissweine geniessen dürfen. Anschliessend gemeinsames Nachtessen mit Südtiroler Spezialitäten in der Grillterrasse des Hotels.

Am Montag, den 1. Oktober

gilt der erste Kellerbesuch dem Weingut Elena Walch in Tramin. Im Jahre 1985 begann die gelernte Architektin Elena Walch mit der Produktion von Wein und gelangte mit den Gewächsen von Kastelaz und den Hängen des Castels Ringberg schnell zu landesweitem Ruhm und Ehren.

Und eben dieses Castel Ringberg, leicht erhöht mit Blick auf den See von Caldaro und der Senke der Adige ist unser nächstes Ziel. Es wurde ursprünglich von der österreichischen königlichen Familie Habsburg als Jagdhütte aufgebaut, später in ein klassisches Weinchâteau umgewandelt und birgt heute ein feines Gourmetlokal. Unser Gastgeber Markus Aschbacher, ein ehemaliger Brixener Starkoch, ist bekannt für seine feine, auserlesene und leichte Küche   -  es erwartet uns ein weiterer Höhepunkt der noch jungen Südtirolreise.

Für den späteren Nachmittag heisst es noch ein bisschen Carfahren. 800 Höhenmeter sind zu überwinden bis wir die auf 1150 m über Meer liegende Sektkellerei Arunda-Vivaldi, die höchstgelegene Sektkellerei Europas, erreichen. Hier in Mölten haben Marianne und Josef Reiterer vor zwanzig Jahren ihr Sektabenteuer begonnen und zur heute, so sagt man, besten Sektkellerei Südtirols ausgebaut. Rund 60'000 Flaschen werden jährlich erzeugt, alles von Hand gerüttelt, verkorkt und etikettiert.

Mit den Perlen der Alpen im Bauch fahren wir anschliessend zurück ins Hotel Schloss Korb. Der Abend steht zu Ihrer freien Verfügung. Für Unternehmungslustige fährt der Car nach Kaltern-Dorf und nach etwa 2 Stunden wieder zurück.

Am Dienstag, den 2. Oktober

ist am Vormittag nochmals Kultur angesagt. Der Bus fährt bereits um 0830 Uhr, diesmal in die Stadt Bozen. Das Archäologiemuseum dokumentiert die Ur- und Frühgeschichte Südtirols vom Ende der letzten Eiszeit (15000 v.Chr.) bis zur Zeit Karls des Grossen (ca 800 n.Chr.). Es bietet einen unterhaltsamen Parcour durch 15'000 Jahre Geschichte der südlichen Alpenregion. Der zentrale Ausstellungskomplex wird durch den wohl ältesten und berühmtesten Südtiroler, den Mann aus dem Eis, mit Kosenamen "Ötzi", gebildet. Die einmalige, rund 5300 Jahre alt geschätzte Gletschermumie und die ausgezeichnet erhaltenen Teile seiner Bekleidung ermöglichen eine realitätsnahe Vorstellung von den Lebensbedingungen des prähistorischen Menschen. Wer sich lieber profaneren Dingen zuwendet, kann die rund 90 Minuten Aufenthalt in Bozen mit Lädele, Käffele oder anderen Dingen vertreiben.

Um halb elf fährt der Bus wieder Richtung Süden mit dem Ziel Castel Turmhof Entiklar in Kurtatsch. Der Ansitz wird bereits im Jahr 1225 als Gut "Linticlar" urkundlich erwähnt. Seit über 150 Jahren widmet man sich auf Schloss Turmhof dem Weinbau; und dieser Tradition fühlt sich die Familie Tiefenbrunner auch heute noch verpflichtet. Im schönen antiken Schlossgarten werden wir von Vater Herbert oder Sohn Christof Tiefenbrunner zu einer gediegenen Degustationsrunde empfangen. Anschliessend haben wir Gelegenheit, uns unter den prächtigen, uralten Bäumen zu einer "Südtiroler Marende" niederzulassen und, begleitet von edlen Weinen, das südliche und geschichtsträchtige Ambiente zu geniessen.

Obwohl es sich auf Castel Turmhof noch lange sitzen liesse, ruft bereits der nächste Höhepunkt. Wir haben einen Termin bei der Kellerei St. Michael in Eppan, einem der renommiertesten Häuser Südtirols, wahrzunehmen. Obwohl man auch hier mitten in der Ernte steht, nimmt sich Kellermeister Hans Terzer zwei Stunden Zeit für die Freiämter Weinfreunde. Dies ist eine Wertschätzung für uns, die man nicht genug würdigen kann. Hans Terzer, seit 1977 verantwortlicher Kellermeister der Kellerei St. Michael Eppan, ist gleichzeitig Präsident der Südtiroler Kellermeister und zählt heute zu den führenden Weinexperten Italiens. Nicht umsonst hat ihn der "Gambero Rosso", die tonangebende Weinfachzeitschrift Italiens, letztes Jahr gemeinsam mit einigen anderen grossen Önologen zum "WINEMAKER 2000" gekürt. Hans Terzer ist ein Pionier, der mit dem berühmten Tiroler Dickschädel, mit Ehrgeiz und vor allem Fachwissen und konsequentem Einsatz ans Werk geht: "Mein Ziel ist es, sehr gute bis ausgezeichnete Weine zu produzieren, und zwar nicht nur in homöopathischen Mengen und für eine exklusive Schicht von Weintrinkern  -  Jeder Weinfreund soll auch unsere Spitzenweine zu vernünftigen Preisen auf dem Markt finden". Hans Terzer weiss was er kann und was er will, und das will und wird er auch den Freiämter Weinfreunden zeigen !

Der Tag war schon lang und voller Höhepunkte und der nächste steht uns noch bevor. Von der Kellerei St. Michael geht es aber vorerst "nach Hause" ins Hotel Schloss Korb, wo uns eine gute Stunde für eine kleine Ruhepause und das Retablieren für den Schlussabend zur Verfügung steht.

Klaus Platter, vielen bekannt seit seinem Auftritt als Degustationsleiter einer Südtiroldegustation der Freiämter Weinfreunde im April 1998, lässt bitten. Der stellvertretende Leiter der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt für Obst- und Weinbau Südtirols hat sich während der Vorbereitungen dieser Reise als grosser Freund der Freiämter Weinfreunde gezeigt. Er ist uns nicht nur mit Tipps, Ratschlägen und direkter Hilfestellung zur Seite gestanden, nein, er hat es auch möglich gemacht, den Schlussabend der Freiämter Weinfreunde in den heiligen Hallen des Laimburger Felsenkellers durchzuführen. Bitte lassen Sie sich überraschen !

Am Mittwoch, den 3. Oktober

beginnt leider schon der letzte Tag unserer Kultur- und Weinreise ins Südtirol. Er steht nochmals vorwiegend im Zeichen der Kultur. Beginnen werden wir mit dem Besuch des Klosters Muri-Gries in Bozen. Gegründet 1165 als Augustinerchorherrenstift bestand das Kloster bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1807. Erst 1845 zog wieder geistliches Leben in das ehrwürdige Gebäude ein: Die Benediktiner aus Muri im schweizerischen Freiamt erhielten hier von Kaiser Ferdinand eine neue Heimstatt, nachdem sie aus ihrem 1027 gegründeten Stammkloster im Rahmen der aargauischen Klosteraufhebung am 13. Januar 1841 vertrieben worden waren.

Pater Beat, der Verwalter des Klosters, vor gut 40 Jahren aus dem Kanton Obwalden nach Bozen umgezogen, wird die (Wein-) Freunde aus dem Freiamt empfangen, sie durch die Klosterkirche führen, ihnen das eindrückliche Freiämterzimmer erklären und ihnen im Kreuzgang des Klosters eine Kostprobe aus der klostereigenen Weinproduktion kredenzen. Aus 26 Hektaren Rebfläche werden heute vom Kloster an die 26'000 Flaschen Wein verschiedenster Rebsorten abgefüllt.

Bald aber müssen wir Pater Beat, das Kloster Muri-Gries und auch das Südtirol verlassen. Durchs Vintschgau führt der Weg Richtung Schweizergrenze heimwärts. Kurz vor der Landesgrenze erreichen wir das Städtchen Glurns, die kleinste Stadt Südtirols, Italiens, der Alpen  -  manche sagen der Welt  -  ein Ort voller Überraschungen und historischer Kostbarkeiten. Eine vollständig erhaltene Stadt-Ringmauer mit drei wuchtigen Türmen, eine ganze Reihe mächtiger Wehrtürme, mittelalterliche Gassen und Lauben machen seinen unverkennbaren Charakter aus. Glurns, die Möglichkeit, Kunst, Kultur und Tradition hautnah zu erleben  -  und genau das wollen wir mit einer kleinen Stadtführung noch tun !

Da sich jetzt sicher auch der Magen so langsam wieder gemeldet hat, fahren wir zügig weiter, kommen schnell zum Zoll und erreichen nach einer knappen halben Stunde Santa Maria im Münstertal, wo wir uns im Gourmet-Lokal "Restaurant Piz Umbrail" bei Familie Wanninger zum letzten Mal zu einem gediegenen Essen zusammenfinden und uns über die Erlebnisse der letzten Tage unterhalten können.

Zwischen etwa vier und halb fünf Uhr heisst es dann endgültig aufbrechen -   über Ofen- und Flüelapass, das Bündner Unterland, dem Walensee entlang steuern wir die heimischen Gefilde an und hoffen, dass uns der Teufer-Car so gegen 2100 Uhr - vielleicht etwas müde, aber hoffentlich voller schöner Erinnerungen - auf den Wohler Kirchenplatz zurückbringt.

Die Kosten  (pro Person) für diese Freiämter Wein- und Kulturreise betragen
                        Fr.  975.-                         im Doppelzimmer
                        Fr.  990.-                         im Einzelzimmer

Zu guter Letzt

Wenn Sie dieses Reiseprogramm angesprochen hat, überlegen Sie nicht zu lange - anderen Weinfreunden könnte es auch gefallen haben !
Wir erwarten Sie !

Ihre Reiseleiter                                                        Sekretariat

Hugo Breitschmid und Markus Aellen                    Marthe Liechti

12.08.01

 

Bericht       von Silvia Breitschmidt

Die Freiämter-Weinfreunde im Südtirol

Noch nie war eine Reise der Freiämter-Weinfreunde so rasch ausgebucht wie diesmal, sodass etliche Interessenten vertröstet und abgewiesen werden mussten.Trotz regenverhangenem Himmel bestieg eine gut gelaunte, erwartungsvolle Gesellschaft den Reisebus und erreichte nach kurzer Kaffeepause gegen Mittag das Hotel-Restaurant Chalavaina in Müstair. Hier wurden die Gäste vom Besitzer, Jon B. Fasser, herzlich willkommen geheissen und darüber orientiert, dass dieses Haus von seinen Vorfahren an einem - nach deren Meinung - strategisch wichtigen Ort erbaut worden war. Daselbst sollen nach alter Ueberlieferung die Hauptleute der Bündner vor der Schlacht an der Calven Kriegsrat gehalten haben. Wer also Freude und Sinn für Altes und Geschichtsträchtiges empfand, kam im Restaurant Chalavaina voll auf seine Rechnung. Auf kulinarischem Sektor hat Jon B. Fasser für seinen Familienbetrieb ein eigenes Credo:“Es kommt nur saisongerechte, frische Ware auf den Tisch und dazu braucht es auch keine Menue-Karte.“

Tatsächlich war es eine echte Freude mit dem Wirt ins Gespräch zu kommen und seinen reich garnierten Hirschpfeffer mit einem gut abrundenden Lagrein dunkel zu geniessen. Frisch gestärkt und schirmbewaffnet bewegte sich die Gruppe zum nahe gelegenen Kloster Müstair und erlebte dort eine interessante, äusserst kompetente Führung durch die romanische Kirche mit ihren gut erhaltenen karolingischen Fresken. Kein Wunder, dass dieses Bauwerk auf der Liste der Weltkulturgüter anzutreffen ist!

Weiter ging die Fahrt vorbei an blitzblanken, reich mit Blumen geschmückten Häusern, endlosen Obstplantagen und natürlich immer wieder dicht belaubten, erntereifen Rebhängen, hin nach Missian. Hier galt es noch, dank einer Meisterleistung des Chauffeurs, die schmalen, steilen Serpentinen zu erklimmen und das Hotel Schloss Korb zu erreichen. Als habsburgisches Jagdschloss erbaut, wurde das Anwesen öfters durch die jeweilige Besitzergeneration der Familie Dellago baulich umgestaltet und erweitert. Heute gehört sogar ein modernes Gebäude mit Hallenbad zur prächtigen Schlossanlage. Da der Junior-Chef sich mit viel Herz und Fachwissen um die Weine des Hauses kümmert, liess er es sich nicht nehmen, bei der Degustation Weissburgunder, Chardonnay, Gewürztraminer und zum Schluss einen Merlot Rose vom Besten zu kredenzen und alles persönlich zu kommentieren. Auch das anschliessende Nachtessen in einem der vielen stilvollen Gemächern schmeckte vorzüglich und wurde den Erwartungen, die man an ein Dinner im Schloss setzt, mehr als gerecht. Sehr geschmeichelt fühlten sich die Freiämter-Weinfreunde schliesslich, als Herr Dallago die Gesellschaft in seinen privaten Weinkeller zu einer Grappa einlud. Was da unter der Erde an Kostbarkeiten edelster Tropfen lagert, kann man sich nur in kühnen Träumen vorstellen und man versteht die Begeisterung des jungen Mannes, mit der er über sein exklusives Reich zu erzählen wusste. Unter anderem figurieren da ganze Kollektionen feinster Weine, von denen über Jahrzehnte hinweg kein Jahrgang fehlt.

Der nächste Morgen bot den Auftakt zur Schönwetterperiode und war der Kellerbesichtigung bei Elena Walch in Tramin gewidmet. Schon auf der Hinfahrt hatte man den Eindruck, das ganze Gebiet sei fest in der Hand dieser tüchtigen Frau. Sie selber weilte auf Geschäftsreise und wurde durch ihre rechte Hand, Frau Michaela Untersulzner, würdig und charmant vertreten. Mit viel önologischem Fachwissen erläuterte sie die Arbeitsweise des Betriebes und machte darauf aufmerksam, dass die Barrique-Fässer aus französischer Eiche sehr teuer und nur zwei Jahre effizient haltbar seien. Da Elena Walch ihr Traubengut aus den Cru-Lagen Castel Ringberg in der Gemeinde Kaltern und Kastelaz oberhalb Tramin bezieht, kann sie auf den Holzausbau grösstenteils verzichten. Ihre Aufmerksamkeit gilt beim Ausbau dem Typischen der Sorte, der Eleganz und Feinheit des edlen  Produktes. Die Nähe der Südtiroler Berge verhilft diesen Weinen zur einmaligen, fruchtigen Frische und damit zu internationalem Renomée. Pinot grigio, Gewürztraminer, Lagrein dunkel und Kalterersee Auslese, Classico superiore, alle 1997, wurden verkostet und fanden grosse Anerkennung.

Ein kurzer Weg durch die rebenbestückte Pergola führte hinauf in den Garten des Castel Ringberg in Kaltern. Hier stand für die Weinfreunde bereits ein erfrischender, leckerer Apéritiv bereit, währenddem Markus Aschwander, in Fachkreisen „der Prinz“ genannt, ein wahrhaft fürstliches Mahl zubereitete. Von den feinen Speisen, die in den grosszügigen Räumen des Castels gereicht wurden, seien der Carpaccio aus geräuchertem Octopus, die Ravioli mit Auberginenfüllung, das Perlhuhn, das Parfait und natürlich der Pinot grigio von Elena Walch und der Lagrein dunkel ihres Ehemannes erwähnt.

Durch die Rebhügel, meist in Pergelbau, führte der Weg bald zur höchstgelegenen Sektkellerei namens Arunda in Mölten. Sie liegt 1200m über Meer und wird von Sepp und Marianne Reiterer betrieben. Das Ehepaar widmet sich ausschliesslich der Sektproduktion und legt grossen Wert auf erstklassiges Traubengut, das es von den umliegenden tiefer gelegenen Rebbergen bezieht. Ein Pinot blanc sec, der an Grapefruit erinnerte, ein Chardonnay/Blauburgunder ohne Dosage, frisch wie ein Grünapfel, wurden mit Vergnügen degustiert. Der „Marianna“, auch ein Chardonnay, in Barrique ausgebaut, lässt sich weniger als Apéritiv, denn als Tischwein trinken. Er ist leicht süsslich, dennoch aber brut. Der Jahrgangwein Arunda/Vivaldi ohne Holzausbau mit viel Körper und Waldbeerengeschmack stiess auf grossen Erfolg. Die Familie Reiterer zeigte einmal mehr, wie tüchtige Kellermeister die feinsten Unterschiede des Traubengutes durch sorgfältige Verarbeitung zu Sekt hervorheben können.

Bozen wird gerne als Stadt der Kontraste zwischen südlicher Kultur und deutscher Geschäftigkeit bezeichnet. Also lohnte sich ein Rundgang durch das Stadtzentrum und den bunten, betriebsamen Markt auch für die Freiämter Weinfreunde. Aeusserst aufschlussreich erwies sich vor allem das Oezi-Museum, dessen „Mann aus dem Eis“ von den Besuchern dicht umlagert war und einen tiefen Eindruck hinterliess.

Das nächste Etappenziel hiess Castel Turmhof/Entiklar in Kurtatsch. Gleich den meisten der in dieser Gegend lebenden Gutsbesitzern kann auch die Familie Tiefenbrunner auf eine lange Tradition zurückblicken. Wie Sohn Christof zu erzählen wusste, war sein Urahn als Grossgrundbesitzer ein lebensfroher, künstlerisch begabter Mensch, was man unschwer an der reich dekorierten Hausfassade, der üppigen Tropfsteinanlage und dem zum Verweilen einladenden Garten erkennen konnte. 1848 wurde der Weinwirtschaftszweig ausgebaut und beschäftigt als Familienbetrieb zusätzlich viele Angestellte. Der Stolz des Kellermeisters sind die sauberen Weine, mehrheitlich in Barrique-Ausbau, die nach Italien, Deutschland und Amerika exportiert werden. Zur Degustation kamen ein trockener Weissburgunder 2000, passend zu Fisch und Trockenfleisch und ein Chardonnay Linticlarus 1997, welcher mit der Silbermedaille ausgezeichnet wurde. Dank seinem Barrique-Ausbau harmoniert dieser mit kräftigen Speisen. Nun folgten der würzige Chardonnay „Castel Turmhof“, der lange lagerfähige Blauburgunder Riserva Linticlarus und der junge, noch grobe, aber schnell reifende Lagrein Turmhof 1999. Die Cuvée Linticlarus VDT mit vollem, rundem Körper passte aufs Beste zur anschliessend offerierten köstlichen Marende im Freien. Als Dessertwein bildete der Rosenmuskateller Linticlarus DOC den krönenden Abschluss der Degustation.

Nach einem kurzen Gang durch den imposanten Betrieb der Kellerei St. Michael in Eppan, geführt von Obmann Anton Zublading selbst, kamen die Besucher in den Genuss einer virtuos präsentierten Degustation von Hans Terzer, der sich trotz der grossen Arbeitsbelastung mitten in der Erntezeit, für seine Gäste zwei Stunden Zeit nahm. Als einer der führenden Kellermeister Italiens wurde Hans Terzer anno 2000 zum Weinmeister des Jahres erkoren. Der wohl bekannteste seiner Weine ist der weisse Burgunder 2000 mit Elsässer Etikett. Er liebt lehmigen Kalkschotterboden, reift teils im Holzfass, teils im Stahltank und verfügt über eine rassige Säure. Auch der etwas süssere Chardonnay wusste durch sein Apfel/Bananen-Aroma zu gefallen. Dass er im Holz ausgebaut wurde, konnte man kaum mehr erkennen. Der Sauvignon blanc St.Valentin wurde schon zum siebten Mal in der Folge durch den Gambero Nero mit drei Gläsern ausgezeichnet. Zwangsläufig wird der sehr schöne Wein kontingentiert und ist bereits ausverkauft. Er besticht durch sein fruchtiges Aroma und die wunderschöne Säure. Der Pinot grigio St.Valentin ist in zwei Jahren trinkreif und heute schon sehr gut. Laut Hans Terzer ist die Weinkellerei St.Michael dank der entsprechenden Reblage primär besser für Weiss- als für Rotweine geeignet. Der Rotwein wird hier nur aus Spitzenlagen gewonnen und liegt im hohen bis mittleren Preissegment. In deutschgeprägter Kellertechnik präsentierte sich der Vernatsch. Mit dem eleganten, schönen Pinot grigio 1997 beschloss Hans Terzer die Degustation.

Höhepunkt und Schlussabend der Weinreise spielte sich bei Klaus Platter im Felsenkeller Laimburg (Pfatten) ab, wohin üblicherweise nur Staatshäupter und andere Honorationen geladen werden. War es der rote Porphyr-Fels, die grosszügige Weite des Raumes, die raffinierte Beleuchtung, das leise plätschernde Brunnenwasser oder schlicht das zweckmässige, erlesene Mobiliar, welche eine fast feierliche Stimmung heraufbeschwor? Klaus Platter, der Hausherr und Leiter der Forschungsanstalt, stellte sogleich den trocken ausgebauten Sauvignon blanc 2000, dann den im Gaumen sehr umfangreichen und in der Nase balsamischen Chardonnay 1998, vor. Sehr gut gefielen die etwas holzige Note und der gut eingebettete Säurekern. Der Degustationsleiter zeigte nun einen Gewürztraminer 2000, der üblicherweise als Desserwein ausgebaut wird, in seiner Ueppigkeit aber gut zum Essen gereicht werden kann. Vom Blauburgunder 1999 wird behauptet, er schleife über die Papillen und steige mit dem Hut in der Hand die Kehle hinunter. Damit die primären Aromen nicht verloren gehen, wird ein Drittel des Weingutes   fünf Monate im Eichenfass gelagert und erst dann der Restmasse beigefügt. Der Lagrein 1998 Riserva, ein kräftiger, kämpferischer, sehr junger Wein lagerte 15 Monate im Eichenfass. Für den samtigweichen, granatroten Cabernet Riserva waren 1997 die klimatischen Bedingungen sehr gut. Auch er lagerte im Holzfass und verfügt über einen starken Einstieg, Kraft in der Kehle und hat einen langen Abgang. Nachdem Klaus Platter seinen mit viel Engagement brillant vorgetragenen Weinkommentar beendet hatte, wurden die Besucher zu einem reichhaltigen, sagenhaften Buffet gebeten, welches wirklich keinen Wunsch mehr offen liess.

Auf der Heimreise statteten die Freiämter Weinfreunde noch Muri-Gries einen kurzen Besuch ab. Hier empfing sie Pater Beat Egli, ein waschechter Innerschweizer und Wahlfreiämter. Mit viel Begeisterung zeigte er den Besuchern die barocke Klosterkirche und die frisch renovierte Sakristei mit den kunstvollen Holzarbeiten und den teils versteckten technischen Errungenschaften. Natürlich durfte der Besuch des berühmten Freiämterzimmers nicht unterbleiben. Minutiös wurden hier von heimwehgeplagten Patres mit viel Gefühl die vertrauten Gefilde der Heimat an die Wände gemalt. Auf dem Gang zur inzwischen weltbekannten Kellerei meinte Pater Beat augenzwinkernd, das C-M-B über der Eingangstüre beziehe sich weniger auf die heiligen drei Könige als auf Cabernet-Merlot-Blauburgunder. So wurde denn auch die Degustation im Kreuzgang durch Pater Beat zur kleinen Feier. Er offerierte zwei Südtiroler Weissburgunder, wovon der eine elf Monate im Eichenfass lagerte. Beides sind Abtei-Weine von ausgesuchter Qualität. Ein spezieller Genuss bot der Südtiroler Rosenmuskateller 1998, der ebenfalls im Holzfass ausgebaut wurde. Man hätte sich gerne noch länger in dieser ruhigen, schönen Klosteranlage aufgehalten, doch die Besichtigung des Städtchens Glurns im Münstertal stand noch bevor. Glurns wurde Ende des 13. Jahrhunderts als Stützpunkt des Salzhandels nach der Lombardei gegründet und ist die einzige wohlerhaltene Stadtbefestigung Tirols. Mit seinen Türmen, dem begehbaren, gedeckten Rundgang auf der Stadtmauer und den alten Häusern strahlt das idyllische Glurns viel Geborgenheit aus und lädt zum Promenieren ein.

Am äussersten Zipfel der Schweiz, im Restaurant Piz Umbrail in Santa Maria machten die Reisenden Mittagsrast. Das aus dem 17.Jahrhundert stammende Gebäude strahlt aussergewöhnlichen Charme aus, wirkt heimelig und verfügt über einen modernen Gastronomiebetrieb. Familie Wanninger empfing und bewirtete die Freiämter Weinfreunde aufs Herzlichste mit gpflegten Weinen und einem saisongerechten Gourmet-Menue, das seinesgleichen sucht. Das exklusive, von Rudi Wanninger kreierte Dessert versüsste den Abschied und weckte den Wunsch nach einem Wiedersehen.

Müde, glücklich und voller neuer Eindrücke dösten die Weinfreunde auf der Carfahrt Wohlen entgegen. Der Dank gilt den Organisatoren der Reise für deren reibungslosen Ablauf, den Teilnehmern für ihre Pünktlichkeit und dem Chauffeur für seine ortskundige, sichere Fahrweise.

S.B.