Degustation "Portugal" im Hotel Restaurant Sonne, Bremgarten
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Degustationsleitung: Dr. Werner Koblet Wohlen, 6. August 2002 Liebe Weinfreundinnen und Weinfreunde Unter den weinbautreibenden Nationen Europas nimmt Portugal eine Sonderstellung ein. Das auf der Westflanke der Iberischen Halbinsel beheimatete Seefahrervolk, dem die Entdeckung so weiter Teile der Neuen Welt zu verdanken ist, klammert sich heute an die Alte Welt. Abgeschlossen sowohl im geographischen als auch im politischen Sinn - zumindest über weite Teile des 20. Jh. bis zum Beitritt zur Europäischen Union 1986 - hat sich Portugal isoliert von anderen Ländern, selbst vom benachbarten Spanien, entwickelt. Dennoch verdankt der umfangreiche Weinbau, der in diesem kleinen Land herangewachsen ist, dem Handel mit dem Ausland viel. |
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Historisches: Schon im 12. Jh. wurde vom Minho in Nordwestportugal aus Wein nach England verschifft. Die Briten hatten stets ein freundschaftliches Verhältnis mit den Portugiesen. Als England im 17. Jh. mit Frankreich im Krieg lag, war Portugal die natürliche Alternativquelle für Wein. Der Portwein, oft "der Wein des Engländers" genannt, nahm in diesem Konflikt seinen Ursprung. Als England und Portugal 1703 den "Methuen Treaty" unterzeichneten, in dem Zollvorteile für portugiesische Weine festgelegt wurden, hatte sich in Porto bereits eine blühende Gemeinde von englischen und deutschen Weinhändlern etabliert. Draussen im Atlantik begann die Insel Madeira, ein wichtiger Handelsplatz für vorüberkommende Schiffe, Wein nach den neuen Kolonien, den späteren Vereinigten Staaten von Amerika, zu exportieren und sich dort einen grossen Markt an der Ostküste zu erschliessen, der bis auf den heutigen Tag besteht. Neue Konflikte zwischen England und Frankreich sowie die französische Invasion und Besetzung der iberischen Halbinsel 1803 fachte die Nachfrage nach portugiesischem Wein erneut an, Rotweine wie "Lisbon" waren in England bis 1870 populär. Um die Jahrhundertwende verwüstete die Reblaus die portugiesischen Weinberge ebenso gründlich wie im übrigen Europa. Viele Weinbaugebiete haben sich davon nie ganz erholt. Im 20. Jh. wandte Portugal der Welt draussen lange den Rücken zu. Nach 20 Jahren politischer und wirtschaftlicher Unordnung wurde 1930 der Sohn eines kleinen Landbesitzers am Dão, der nüchterne Antonio de Oliveira Salazar, Premierminister. Sein Regime dauerte 40 Jahre und liess einen autoritären Einparteienstaat entstehen. Der chaotische Weinbau Portugals wurde gründlich reorganisiert. Die 1937 gegründete Junta Nacional do Vinho (JNV) führte ein Programm zur Bildung von Winzergenossenschaften durch. Portugals Weinerzeuger haben vom Beitritt zur EU im Jahr 1986 sehr stark profitiert, da finanzielle Mittel in das Land flossen und damit halfen, den Weinbau zu modernisieren. |
Geographie und Klima: Weinbau gibt es in ganz Portugal, nur die höchsten Gebirge in der Mitte und im Norden tragen keine Reben. Vom Minho im Norden bis zur Algarve im Süden beträgt die Rebfläche fast 400'000 ha. Portugal produziert eine für ein so kleines Land bemerkenswerte Vielfalt an Weinen. Das gemässigte maritime Klima mit warmen Sommern und kühlen, feuchten Wintern wird nach Süden und Osten hin extremer. Einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10°C in den Bergen im Norden stehen über 17,5°C in den Ebenen im Süden gegenüber - die Spitzenwerte überschreiten häufig 35°C. Rebsorten: Der portugiesische Weinbau hat sich in der Isolation entwickelt; nur eine Handvoll Rebsorten ist über die Landesgrenzen gelangt, so dass Portugal als eine Insel des Weinbaus mit einer Schatztruhe voller einheimischer Traubensorten bezeichnet werden darf. Bei den Weissweintrauben stellen Loureiro und Alvarinho (Vinho Verde), Arinto (Bucelas) und Fernão Pires (Ribatejo und im Süden) gutes Potential dar. Zu den besten Rotweintrauben zählen Touriga Nacional (Douro und Dão), Touriga Francesa und Tinta Roriz, Spaniens Tempranillo (Douro), Baga (Bairrada) und Castelão Frances (im Süden auch Periquita genannt). Die internationalen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Chardonnay haben bisher nur wenig Fuss gefasst. Für diese Degustation haben wir einen repräsentativen Querschnitt aus der Weinvielfalt dieses interessanten Landes zusammengestellt. Unser Degustator, Dr. Werner Koblet, wird uns Reben und Weinkultur in Portugal näher bringen. Wir freuen uns, dass er wiederum für einen interessanten Abend unter uns weilen wird. Die portugiesischen Weine werden von einem feinen Menu aus der renommierten "Sonnen-Küche" untermalt. |
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1.
Mateus Rosé |
Apéro *** Avocados gefüllt mit Thunfisch *** Kalbssteak mit Knoblauch mariniert *** Käseteller *** Portweinmousse
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Bericht: Portugal bei den Freiämter Weinfreunden Vizepräsident Willy Geissmann hiess
die Weinfreundinnen und Weinfreunde im Hotel Sonne in Bremgarten willkommen. Portugal war
das Thema; bei uns ein Land mit reizvollen Land- schaften und angenehmem Klima schon
länger ein Begriff . Dr. Werner Koblet, der durch den Abend führte, brachte den
Anwesenden nicht nur ausgezeichnete Weine näher. Er ver- stand es dank seiner profunden
Kenntnisse, Land und Leute engagiert und mit viel Witz in seine Ausführungen
einzubringen. |
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Portugal
hat sich sowohl geografisch als auch politisch eher isoliert entwickelt. Bereits im 17.
Jahr- hundert, als England mit Frankreich im Krieg lag, war Portugal die Alternativquelle
für Wein. In diese Zeit fällt ursprünglich die Vorliebe der Engländer für Portwein.
Portugal produziert auf über 260 Hektaren eine bemerkenswerte Vielfalt an Weinen. Das
gemässigte, maritime Klima mit warmen Sommern und kühlen, feuchten Wintern wird nach
Süden und Osten hin extremer. Einer Jahresdurchschnitts-Temperatur von 10° in den Bergen
im Norden stehen über 17.5° in den Ebenen im Süden gegenüber. Spitzenwerte von oftmals
über 35° sind durchaus normal. |
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Mit einem fruchtigen Mateus Rosé begann die Degustation. Dieser bekannte Wein, in der Nase an Erdbeeren und Rosen erinnernd, wird in Portugal vor allem in Bocksbeutel-Flaschen angeboten. Der Vinho verde, ein grüner Wein mit Quitten- und Honignoten wird auf Hefe ausgebaut. Köstlich der Dãô blanc, mit Föhren- und Lavendelduft; er wächst im Dão-Gebiet, das vor allem Rotweine hervorbringt. Der Lagoalva de Cima, mit dezenter Fruchtnote im Hintergrund, wird im Barrique ausgebaut. Bei den Rotweinen sind speziell der Dão Tinto Reserva, eine Assemblage mit dem Duft von reifen Beeren, gerösteten Kastanien und einer leichten Barrique-Note oder der reinsortige Ramos Syrah mit Röstaromen und Holunder in der Nase zu erwähnen. | ||||
Interessantes wusste der Referent über den Quinta do Carmo zu erzählen: Diese Trauben gedeihen inmitten riesiger Blumenmeere, umgeben von Korkeichen und uralten Olivenbäumen. Das Gebiet um Alentejo bietet Natur pur nebst intakten alten Städtchen mit guterhaltenen Stadtmauern. Der köstliche Setubal Moscatel mit leichtem Cointreau-Duft bleibt in bester Erinnerung. Abschliessend und als eigentlicher Schlusspunkt wurde der ausgezeichnete Porto Sandeman Founders Reserve, der klassische Portugiese, kredenzt. Ein hervorragendes Menu des Sonne-Teams war perfekt auf die Weine zugeschnitten und liess diesen Abend zu einer unvergesslichen Degustation werden. lv |