Wohlen, 10. März 2004
Liebe Freiämter
Weinfreundinnen und Weinfreunde
Die
April-Degustation ist einer interessanten roten Rebsorte gewidmet: Malbec und seinen
Assemblagen.
Die Sorte stammt
wahrscheinlich ursprünglich aus dem nördlichen Burgund. Sie muss sehr alt sein, das
beweisen die unzähligen Synonyme. Der französische Ampelograph Pierre Galet nennt über
400, die in den 30 verschiedenen Départements, wo diese Rebsorte früher verbreitet
war, verwendet wurden. Im Westen Frankreichs wird sie als Côt bezeichnet, was ihr zweiter
Hauptname ist, in anderen Gegenden Frankreichs heisst sie auch Auxerrois, Balouzat,
Cahors, Cauly, Etranger, Mourame und Pressac. Ausserhalb Frankreichs wird sie Cot Malbec
(Uruguay), Cot Rouge (Chile), Malbech (Italien) und eben Malbec (Argentinien, Australien,
Chile, Frankreich, Russland, Schweiz, Spanien, Südafrika) genannt.
In der
ursprünglichen Heimat Frankreich ist die grosse Zeit des Malbec längst passé. Im
Bordeaux, wo er früher vor allem in Saint-Emilion äusserst populär war, haben die
meisten Güter diese Sorte durch andere ersetzt, die weniger anfällig sind auf Frost,
Falschen Mehltau und Fäulnis und deren Wein mehr Eleganz verspricht. Malbec wird im
Bordeaux nur noch da und dort in Kleinstmengen als Spender für Farbe und Körper
beigegeben. Auch an der Loire ist der "schwierige Geselle" mehr und mehr von
Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc verdrängt worden. Als letztes Hoheitsgebiet ist ihm
lediglich das Cahors im Südwesten des Landes geblieben. Auf mageren, hochgelegenen
Kalksteinböden ergibt er hier dichte und vollkonzentrierte Weine, die nicht ohne Grund
auch "die schwarzen Weine von Cahors" genannt werden.
Ein Rotwein der
AOC Cahors muss aus mind. 70 % Côt bestehen. In den meisten Appelationen Bordeaux ist
er noch zugelassen. Im Verschnitt mit Cabernet und Gamay ist Malbec auch in vielen AOC der
Loire, in verschiedenen Tourraine-Weinen und im Schaumwein von Saumur erlaubt.
Heute ist die
eigentliche Heimat des Malbec Argentinien, wohin er 1852 aus Frankreich exportiert wurde.
Seit Ende des 20. Jahrhunderts ist er mit ca. 10'000 ha Rebfläche die am zweithäufigsten
angebaute rote Rebsorte Argentiniens. Dies ist ein eindrückliches Beispiel dafür, dass
es durchaus Rebsorten gibt, die in der Neuen Welt besser gedeihen als an ihrem
Herkunftsort. Im warmen und trockenen Klima am Fuss der Anden scheinen die Gebrechen des
Malbec wie weggewischt, hier erst scheint er sein ganzes Potential zu entfalten. Im
grössten Weinbaugebiet Argentiniens, in Mendoza, gibt es noch einen echten Frühling -
eine unabdingbare Voraussetzung für eine frostempfindliche Sorte mit frühem Austrieb und
früher Reife. Die relativ lange Vegetationszeit und die konstant bei ca. 18.5 Grad
liegenden Temperaturen verhindern ein Verrieseln, wie es in Frankreich sehr häufig der
Fall ist. Die Hitze des Sommers und der meist milde Herbst kommen seiner langen Reifezeit
entgegen und lassen die oft etwas harten Tannine weicher werden. Da es in Mendoza
ausserdem sehr trocken ist, gibt es hier kaum Krankheiten und selten Fäulnis.
Ein grosser
argentinischer Malbec ist dunkel und dicht in der Farbe. Sortenrein ausgebaut ergibt er
meist weiche, vollmundige, im Geschmack an Bordeaux erinnernde Weine mit einem Bouquet von
Heidelbeeren, Pflaumen und Gewürznelken, manchmal auch von Honig und Kirschenkonfitüre,
Zedernholz und Schokolade. Ein solcher Spitzenwein ist durchaus zu langer Alterung
imstande. In Argentinien entstehen Assemblagen hauptsächlich mit Cabernet Sauvignon und
Merlot.
Als Kommentatorin
wird uns Frau Lidia Zuberbühler durch die Welt des Malbec führen. Frau Zuberbühler,
gebürtige Argentinierin, führt zusammen mit ihrem Mann die Weinhandlung Casa de Vinos
Argentinos in Bern. Wir dürfen auf ihre fachkundigen und interessanten Ausführungen
gespannt sein. Für den kulinarischen Teil unseres Malbec-Abends zeichnet das Sonnen-Team
verantwortlich unter der Leitung von Frau Seiler und Herrn Speck.
Gerne erwarten
wir Sie, liebe Weinfreundinnen und Weinfreunde, am 3. April 2004 um
19.00 Uhr im Hotel Sonne in Bremgarten. Bitte senden Sie uns Ihre Anmeldung bis 26. März
2004. Die Kosten inkl. Mineralwasser betragen CHF 98.-- für Mitglieder und CHF 110.--
für Gäste. (Einzahlungsschein im Anhang).
Überweisung bitte auf:
Konto
NAB Brugg 50-1083-6
Zugunsten 617152-41-41 5887
FWF L. Bucher Wohlen
Liebe
grüsse
FREIÄMTER WEINFREUNDE
René
Saxer
Marthe Liechti
Präsident
Sekretärin
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Weine |
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Menu
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1. Cafayate
Torrontés, 2003
Bodega Etchart, Salta |
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Empanadas
mendocinas
Empanadas federales |
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2. Norton Sauvignon
blanc, 2003
Bodega Norton, Mendoza
3. Im Lee
Döttingen Pinot noir/Malbec, 2001
A. Meier, Würenlingen
4. Lo Tengo Malbec,
2003
Bodega Norton, Mendoza |
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Sautierte
Lachstranche
auf Gemüsebeet
Salzkartoffeln |
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5. Carrascal, 2000
(Malbec, Merlot, CS)
Bodega y Cavas de Weinert, Mendoza
6. Nieto Senetiner
Malbec Reserva, 2000
Bodega Nieto Senetiner, Mendoza
7. Luigi Bosca
Malbec Reserva, 1997
Bodega Luigi Bosca, Mendoza |
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Am
Stück gebratenes
argentinisches Rumpsteak
an Rotweinjus
Budin de choclos (Maisauflauf)
Zucchinigemüse |
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8. Norton
Privada, 1999 (Merlot, Malbec, CS)
Bodega Norton, Mendoza
9. Cavas de
Weinert, 1999 (Malbec, Merlot, CS)
Bodega y Cavas de Weinert, Mendoza
10. Viña Alicia Malbec, 2000
Bodega Viña Alicia, Mendoza |
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Käseteller
mit Taleggio
und Luzerner Rahmkäse
Dulce de Membrillo
Dulce de Batata |
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11. Luigi Bosca Gewürztraminer,
2002
Bodega Luigi Bosca, Mendoza |
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Rhabarber-Parfait
mit Pralinensauce |
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Bericht: Malbec
und seine Assemblagen mit den Freiämter Weinfreunden
60 Weinfreundinnen
und Weinfreunde waren der Einladung in die Sonne Bremgarten gefolgt und wurden von
Vizepräsident Willy Geissmann zu einem interessanten Abend begrüsst. Interessant vor
allem deshalb, weil Malbec eine der ältesten Traubensorten überhaupt ist. Frau Lidia
Zuberbühler, die als Referentin gewonnen werden konnte und den Weinfreunden bereits
bekannt ist, wurde mit Applaus begrüsst. Sie
ist gebürtige Argentinierin und lebt seit vielen Jahren in Bern, wo sie mit ihrem Gatten
eine Weinhandlung betreibt.
Ursprünglich im
Bordeaux heimisch, wurde Malbec im Jahre 1852 nach Argentinien exportiert, wo er mit rund
10'000 ha Rebfläche inzwischen die zweithäufigste rote Rebsorte ist. War der Malbec in
Frankreich anfällig auf Fäulnis, falschen Mehltau und besonders frostempfindlich, fand
er in Argen-tinien am Fuss der Anden optimale klimatische Bedingungen. Hier erst ist er
eigentlich heimisch geworden und gedeiht bei durchschnittlichen 330 Sonnentagen und
konstanten 18-19° prächtig. Die Rebberge liegen praktisch alle auf 990-1700 Metern ü.M.
- Gemäss Frau Zuberbühler werden in Argentinien ausser Chasselas auch viele Weissweine
angebaut. Sie munden meist frisch und fruchtig wie etwa der ausgeschenkte Sauvignon blanc
aus Mendoza, welches das grösste und bekannteste Weinbaugebiet in Argentinien ist. 70%
aller Weine Argentiniens und 90% Malbec wachsen allein in dieser Region. 11 Spätlesen,
also vor allem Dessertweine, die besonderer Pflege bedürfen, gehören ebenso zum Angebot
Argentiniens.
Laut Zuberbühler
müssen die Rebstöcke für einen DOC Malbec mindestens 45 Jahre alt sein; nicht selten
sind die Reben bis zu hundertjährig. Sei es nun ein sortenreiner Malbec oder eine
Assemblage: die Weine bleiben oft bis zu 20 Jahren und länger im Fass, bevor sie
abgefüllt werden. In Argentinien lässt man den Weinen Zeit, zu reifen. Ein Malbec
Reserva 1997 beispielsweise war 30 Jahre im Fass, von tiefroter Farbe und sehr komplex,
während jüngere Weine oft noch Ecken und Kanten zeigen.
Zu einem köstlichen
argentinischen Rumpsteak mit typischen Beilagen wurden zwei Malbec Reserva sowie eine
Assemblage aus Malbec, Merlot und Cabernet Sauvignon ausgeschenkt. Alle drei Weine schön
dunkel pigmentiert und konzentriert mit viel Frucht und Gerbstoffen und grossartig auf das
Essen abgestimmt. Ein wunderbar fruchtiger Gewürztraminer aus Mendoza begleitete zum
Schluss eine auch optisch sehr schöne Dessertkomposition: Rharbarberparfait mit
Pralinensauce.
Wie die Referentin
ausführte, wurden in den letzten Jahren - zum Teil vor Jahrzehnten - europäische Winzer,
nicht zuletzt auch Italiener, auf die Möglichkeiten in Argentinien aufmerksam. So laufen
aktuell grosse Projekte mit namhaften Investoren aus Europa. Dem klimatisch so
verwöhnten, frucht-baren Land wäre ein Aufschwung wirklich zu gönnen. Willy
Geissmann beschloss den Abend mit bestem Dank an die Referentin und das ganze Sonnenteam
für eine herausragende Leistung. lv |