Bericht GV 2006 Bordeaux
Generalversammlung der Freiämter Weinfreunde in der Krone Lenzburg
„Wer nicht geniessen kann, ist selbst nicht geniessbar“, so begrüsste Präsident René Saxer 148 Weinfreundinnen und Weinfreunde zur 24. Generalversammlung. Einen speziellen Gruss richtete er an Gäste und Neumitglieder sowie an den Degustationsleiter Urs Schürmann mit Gattin Sonja. Gleichzeitig gratulierte der Präsident dem jungen Referenten herzlich zum Titel des Wein-Akademikers, den dieser nach umfangreichen Studien unlängst erworben hat.
Urs Schürmann dankte für den Applaus und begrüsste die Anwesenden: Ein Vereinsjahr der Weinfreunde könne kaum besser als mit dem Thema Bordeaux beschlossen werden. Es sei ihm zudem eine grosse Ehre und Freude, die ausgesuchten Weine der heutigen GV zu kommentieren. Er stelle den Abend unter die Worte des Apostels Paulus an die Tessalonicher: „Prüfet alles und das Beste behaltet!“
Das Anbaugebiet Bordeaux erstreckt sich über eine Fläche von rund 118'000 Hektaren. 660 Mio. Flaschen vorwiegend edler Tropfen werden hier produziert, wovon etwa 25% auf Weissweine entfallen. Die Weinberge sind sehr flach, das milde Klima im Bordeaux wird stark vom Atlantik beeinflusst. - Der erste Wein, ein strohgelber Sauvignon blanc Château Marjosse 2005 mit Zitrusnoten passte ausgezeichnet zum köstlichen Zanderfilet auf getrüffeltem Kartoffelpurée. Mit dem Zitat von Victor Hugo „Gott hat nur Wasser geschaffen, aber der Mensch machte den Wein“ wünschte Schürmann einen guten Appetit.
René Saxer führte zügig durch die Traktanden und dankte vorab Peter Schürmann für die grossen, zeitaufwändigen Vorbereitungen für die GV sowie für die vorliegende, edle Einladung. 12 Eintritten in den Verein stehen acht Austritte gegenüber. In einem Moment des Schweigens wird vier verstorbenen Mitgliedern gedacht. Für 10 Jahre treue Mitgliedschaft können sieben Personen geehrt werden. Präsident und Vizepräsident demissionieren nach langjähriger Vorstandsarbeit. René Saxer dankt Willy Geissmann für seinen grossen Einsatz über all die Jahre, für seine stete Grosszügigkeit im Denken und Handeln. Die Laudatio für René Saxer hält Peter Hägler, sein langjähriger Weggefährte und ehemaliges Vorstandsmitglied. Beide werden unter grossem Applaus der Anwesenden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Neu konnten Claudia Hoffmann und Bruno Schmid für die Mitarbeit im Vorstand gewonnen werden. Die anderen Vorstandsmitglieder werden in ihrem Amt mit Beifall bestätigt, ganz besonders Markus Aellen, der neu das Präsidium übernimmt. - Kassier Louis Bucher präsentiert eine erfreuliche Rechnung, die von den Rechnungsrevisoren Walter Stutz und Erich Meier zur Genehmigung empfohlen wird. - Das Jahres-Programm 2007 mit interessanten Themen und einer Reise ins Wallis wird von René Saxer kurz vorgestellt. Er dankt bei dieser Gelegenheit Eric Liechti und Adrian Schürmann für die tadellose Betreuung der Homepage der Freiämter Weinfreunde. Nach einem weiteren Dank an „seinen“ Vorstand für die überaus erfreuliche Zusammenarbeit über viele Jahre schliesst er den geschäftlichen Teil der GV mit den bemerkenswerten Worten von Weinexperte Luigi Veronelli: “Mit den Weinen ist es wie bei den Menschen: Niemand weiss, ob sie gut oder schlecht alt werden.“
Zu einem ausgezeichneten Hirsch-Entrecôte wurden drei grossartige Bordeaux ausgeschenkt, alle mit dem Jahrgang 2000. Laut Urs Schürmann war dies ein Superjahr, auch die Preise sind entsprechend. Zudem sei die 2000 eine magische Zahl, jedermann möchte einige Flaschen im Keller haben. Und nachdem Parker den 2000er sehr lobte, waren die Weine innerhalb weniger Tage das Doppelte wert. Der Château Citran, ein wahrhaft eleganter Wein aus 58% Cabernet Sauvignon/42% Merlot in schönem Rubinrot ist intensiv, fruchtig, mit leicht grünen Noten und gut integrierter Säure. - Zum geschmorten Rindshohrücken wurden drei Weine mit Jahrgang 1999 serviert: Château Lafon-Rochet St-Estèphe, Château Batailley Pauillac und Château Léoville Barton St-Julien. Zur Bodenbeschaffenheit hatte der Referent sehr interessante Hinweise. So sind die Unterböden in St-Estèphe eisenhaltige Steinschichten aus Ton, Lehm, Kalk und darüber Kies, was sich auf die Weine mit gewisser mineralischer Strenge auswirkt. Im Paulliac-Gebiet finden sich die grössten und dicksten Kiesbänke im Médoc: tiefste Farbe, schwarze Johannisbeeren und Graphitnoten sind dadurch im Wein auszumachen. Die Rebstöcke im Bordeaux sind im Schnitt durchwegs zwischen 25-30 Jahre alt, erwähnt Urs Schürmann weiter.
Zu einem reifen Brie de Meaux wurden Château Clos René 1998, ein kleines, altes Weingut, und Château Franc-Mayne 1998 ausgeschenkt: Besser könnte Käse und Wein nicht abgestimmt werden! Schlusspunkt dieses würdigen GV-Essens war ein Château Coutet 1997, ein köstlicher Süsswein mit einem Potential von 10-20 Jahren. Château Coutet besteht seit dem Jahre 1855 und ist rund 39 ha gross. Urs Schürmann erwähnt, dass 1997 ein Top-Jahr war für Süssweine. Also auch hier eine echte Perle für die Weinfreunde. Der Referent schloss seine hoch interessanten Ausführungen mit einem Zitat des chinesischen Mystikers Kungfutse: „Am Rausch ist nicht der Wein schuld, sondern der Trinker!“
René Saxer hatte zum Schluss die angenehme Aufgabe zu danken. Urs Schürmann für seinen souveränen Auftritt und dem gesamten Kronen-Team für eine absolut perfekte Leistung nicht nur aus der Küche. Der Service unter Mithilfe des Ehepaars Gerber klappte grossartig und war äusserst angenehm. lv
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