Einladung zur Degustation

BURGUND

 

Freitag, 22. August 2003, 19.00 Uhr

Gasthof Stalden, Berikon

Wohlen, 31. Juli 2003

Liebe Freiämter Weinfreundinnen und Weinfreunde

Einmal mehr widmen wir uns bei der nächsten Degustation der Bourgogne mit ihren grossen Weinen, die über eine nahezu unbegrenzte Bandbreite verschiedener Düfte, Geschmackseindrücke und Farben verfügen.

Die eigentliche Entwicklung der Qualitätsweine aus dem Burgund ist eng mit dem Wirken der Benediktinermönche zu Beginn des 10. Jahrhunderts verknüpft. Sie interessierten sich nicht vorrangig für Rentabilität, sondern strebten vielmehr nach Perfektion. Die große Leistung der Abteien bestand in der Erweiterung der Weingärten, was zur Gründung privater Kellereien beitrug. Während der Zeit der Unabhängigkeit Burgunds vom Königreich Frankreich war das Herzogtum eine blühende, reiche und mächtige Region. Die Weine dieser Gegend zählten damals zu den berühmtesten Tropfen der Welt. Später dann, im 18. Jh., wirkten sich die Verbesserungen der Strassen günstig auf die Handelsbeziehungen zu Paris aus und förderten diese über Paris hinaus auch zu anderen großen europäischen Städten. Mit der Französischen Revolution kam es zur Konfiszierung des Kirchenbesitzes und zu der heute noch bestehenden Zergliederung der Weingärten in zahlreiche kleine Lagen. Viel drastischer aber waren die Auswirkungen des Napoleonischen Erbfolgerechtes: Nach diesem Gesetz musste der Grossteil eines Besitzes nach dem Tod des Eigentümers auf seine Kinder verteilt werden. Über die Generationen führte dies zu einer Zersplittung, durch die die Güter sehr klein wurden. Dank der Entwicklung der Verkehrswege und des Freihandels wurden die nachfolgenden Jahre dennoch zu einer wahren Blütezeit für die Region.

Heute erstreckt sich die Weinbauregion Burgund über 5 große Produktionsgebiete. Von Norden nach Süden sind dies: Chablis, Côte d’Or (mit Côte de Nuits und Côte de Beaune - das Herzstück des Weinbaus, das den Burgunder so berühmt gemacht hat), Côte Chalonnaise, Mâconnais und Beaujolais.

Die Natur hat das Weinbaugebiet Burgund mit hervorragenden Böden ausgestattet. Die Weingartenlandschaft zeigt sich uns hier als ein riesiges Mosaik, das aus einer Vielzahl kleiner Weinparzellen besteht, die oftmals durch Steinmauern voneinander getrennt sind. Die Bodenbeschaffenheit der einzelnen Lagen (die sich innerhalb von nur wenigen Metern ändern kann), die Tiefe des Bodens, die Höhenlage und Ausrichtung der Weinberge, verleihen den Weinen ihre unverwechselbaren Eigenschaften.

Die Rebsorte liefert den Weinen ihren speziellen Duft und Geschmack und schafft einen typischen Charakter. Burgund hat für die Bereitung seiner Weine - mit wenigen Ausnahmen - lediglich zwei Rebsorten gewählt: die Chardonnay-Traube für die Weißweine und die Pinot Noir für die Rotweine. V.a. im Beaujolais werden zudem auch Aligoté und Gamay angebaut.

Zur Einteilung der Weine wird eine qualitative Klassifizierung vorgenommen, die sich in erster Linie auf ursprüngliches Brauchtum stützt, aber auch natürliche Faktoren wie Geologie, Topographie usw. berücksichtigt. Zusätzlich muss man im Burgund die Vorzüge oder Schwächen der vielen einzelnen Weinerzeuger berücksichtigen. Die Appellation spielt für die Vermarktung eine grosse Rolle, da der Name eines Weins an eine bestimmte Parzelle Land gebunden ist. Jeder dieser fest definierten Lagen (climats) hat ihre besondere Position in der AC-Hierarchie. Diese entscheidet über Renommée und Preis eines Weines (im Gegensatz zu Bordeaux, wo nicht selten der Château-Name ausschlaggebend ist). Das Weinbaugebiet Burgund besitzt zurzeit ca. 100 verschiedene Appellationen. Man unterscheidet - von unten angefangen - folgende Klassen: Regionale, Bezirks- und Gemeinde-Bezeichnungen sowie Lagebezeichnungen (Premiers Crus und Grands Crus).

Als Kommentator und grosser Kenner der Burgunder Weine konnten wir Herrn Ueli Stucky, Direktor der Weinkellereien Aarau, gewinnen. Wir dürfen auf seine interessanten Ausführungen gespannt sein.

Sämtliche von Herrn Stucky mit grösster Sorgfalt ausgewählten Weine stammen aus dem traditionsreichen Haus Drouhin. Mit einem Besitz von 62 ha Rebfläche in mehr als 90 Weinberglagen sowie der hohen Qualität bei der Weinbereitung genießt das Haus einen ausgezeichneten Ruf. Von den Weinbergarbeiten über die Gärung bis hin zum Ausbau in Eichenfässern entstehen hier Weine, die als Quintessenz der hiesigen Bodenform angesehen werden können.

Zusätzlich wird uns Herr Peter Hägler in 2 Sequenzen die burgundische Kultur etwas näher bringen.

Kulinarisch werden diese grossen Weine untermalt und begleitet von einem passenden Menu, das uns Herr Heiner Kuster und sein Stalden-Team zubereiten und servieren wird.

Gerne erwarten wir Sie, liebe Weinfreundinnen und Weinfreunde, am 22. August 2003 um 19.00 Uhr im Gasthof Stalden in Berikon. Anmeldeschluss ist der 11. August 2003. Die Kosten - inkl. Mineralwasser - betragen CHF 98.-- für Mitglieder und CHF 110.-- für Gäste.

Überweisung bitte auf:

Konto NAB Brugg   50-1083-6 
Zugunsten 617152-41-39   5887
FWF L. Bucher Wohlen

Freundliche Grüsse

FREIÄMTER WEINFREUNDE

René Saxer                                  Marthe Liechti
Präsident                                      Sekretärin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weine

 

Menu

1.        Chablis Domaine de Vaudon AC

 

Pâté à l'Armagnac

 

 

 

2.        Pouilly-Fuissé AC

3.        Meursault AC

 

Filet de sandre

à la sauce au cresson

 

 

 

4.        Givry AC

5.        Savigny-lès-Beaune AC

6.        Pommard

 

Entrecôte à la sauce bourguignonne

Pommes de terre dauphinoises

et légumes

 

 

 

7.        Gevrey-Chambertin AC

8.        Vosne-Romanée AC

9.        Chambolle-Musigny AC

 

 

Epoisses

 

 

 

10.      Beaune Clos des Mouches Premier Cru AC

11.      Echézeaux Grand Cru AC

 

Clafoutis à la glace vanille


Bericht:
 

Freiämter Weinfreunde und das Burgund

Das Thema vermochte trotz sommerlicher Hitze 81 Interessierte in den Stalden Berikon zu locken. Vielversprechend waren die ausgesuchten Weine, hochkarätig der Referent Ueli Stucki, der zu Beginn seiner Ausbildung ein Stage im traditionsreichen Hause Drouhin absolviert hatte. Dies verriet Weinfreunde-Präsident René Saxer im Rahmen einer herzlichen Begrüssung der Anwesenden.

Der Referent dankte für die Einladung, in diesem Kreise das Burgund mit seinen herrlichen Weinen näher vorzustellen, zumal er in jungen Jahren die Faszination Burgund näher kennen lernen durfte.

Eine erlesene Auswahl aus dem traditionsreichen Hause Drouhin war es denn auch, die durch den Abend begleitete. Drouhin produziert gemäss Stucki mittlerweile bereits in vierter Generation, wobei Joseph Drouhin das Haus gegründet hat. Der Referent bezeichnete den Pinot noir als die faszinierendste Traubensorte weltweit, braucht es doch grosses Know-how zum Gedeihen. Diese Rebe verlangt optimale Bedingungen; mikroklimatische Gegebenheiten wie etwa Wind oder Hangneigung spielen dabei eine wesentliche Rolle. Meistens wird die Handlese praktiziert. Obwohl diese sehr arbeitsintensiv ist, bringt sie doch weitaus bessere Resultate und schützt die Rebe zudem optimal. Man kann davon ausgehen, dass die Natur 70% eines guten Weines ausmacht und der Mensch dabei mit 30% am Erfolg beteiligt ist, so Stucki.

Gleich zu Beginn zeigte Andreas Etter (Weinkellereien Aarau) verschiedene Lichtbilder aus dem Burgund, das in fünf Anbaugebiete unterteilt ist, nämlich Beaujolais, Mâconnais, Côte Chalonnaise, Côte d’Or und Chablis, wobei Letzteres etwa 3% des französischen Weinbaus ausmacht und als nördlichstes Gebiet in der Nähe von Paris liegt. Diese Reben sind klimatisch nicht sehr verwöhnt. Zudem ist der Boden steinig und mineralhaltig. Steine, so weiss Stucki, sind durchlässiger als Humus und gleichzeitig auch Wärmespeicher.

Mit einem Chablis Domaine de Vaudon AC, ein typischer Vertreter dieses Gebietes, stieg Stucki in die Degustation ein. Der Pouilly-Fuissé AC aus dem Mâconnais, in rostfreiem Edelstahltank ausgebaut und ein grossartiger Wein, kam neben einem Meursault AC, ein Chardonnay an der Grenze zu Volnay, ins Glas. Dieser zeigt viel Gras und einen feinen Barrique-Ton. Der bei uns eher unbekannte Givry konnte ebenso degustiert werden wie ganz grosse Namen:  Pommard, Savigny-les Beaune, Vosne- Romanée, Beaune Clos des Mouches, Chambolle-Musigny oder ein Echézeaux liessen das Herz jedes Weinliebhabers höher schlagen. Perfekt auf das Burgund abgestimmt hatte Küchenchef Heiner Kuster mit seinem Team ein sehr gutes Menu.

Im Verlauf des Abends vermochte Peter Hägler die Weinfreunde mit einem rhetorischen Feuerwerk in seinen Bann zu ziehen. Als profunder Kenner des Burgunds wusste er so manches Detail über das Gebiet und ging in seinen Ausführungen zurück bis zu Karl dem Kühnen. Geschichts- und Geografie-unterricht vom Feinsten also.

René Saxer dankte Ueli Stucki wie auch Peter Hägler für einen interessanten, lehrreichen Burgunder-Abend. Einen herzlichen Dank richtete er auch an alle Anwesenden sowie an das Stalden-Team für seinen grossen Einsatz. 

lv     www.weinfreunde-freiamt.ch